Im Brief an Bundeskanzler, Gesundheitsminister & die Landeshauptleute appellieren Gewerkschaften & Betriebsrät:innen aller Landeskliniken rasch in Gespräche einzutreten!
„Der Personalmangel in den Kliniken der öffentlichen Gesundheitsversorgung wird mit jedem Tag dramatischer, wie hunderte gesperrte Betten und Abteilungen belegen. Es können nicht mehr alle Leistungen zeitgerecht durchgeführt werden, monatelange Wartezeiten sind auf der Tagesordnung, die Zwei-Klassen-Medizin nimmt zu. Der riesige Arbeitsdruck kann zu Behandlungsfehlern und Schäden für die PatientInnen führen“, so beginnt der offene Brief, der im Namen der Gesundheitsgewerkschaften und Betriebsrät:innen gestern an den Bundeskanzler, den Gesundheitsminister und die Landeshauptleute geschickt wurde.
In ihrem Schreiben wird über den Mangel an Mediziner:innen, Pfleger:innen und Kolleg:innen der weiteren Gesundheits- und Supportberufe in Kliniken und Pflegewohnhäusern berichtet.
Um den Zerfall des österreichischen Gesundheitssystems zu stoppen, fordern die Gesundheitsgewerkschafter:innen einen nationalen Spitalsgipfel, an dem die politisch Verantwortlichen des Bundes, der Länder sowie auch der Vertreter:innen der Mitarbeiter:innen in den Landeskliniken aller Bundesländer teilnehmen sollen.
Beim Gipfel sollen sowohl Sofortmaßnahmen als auch langfristige Ziele diskutiert und abgesteckt werden. Die Kolleg:innen sollen entlastet werden, sonst drohe ein „Personalexodus“ und ein „nationaler Versorgungsnotstand“.
Thomas Steurer, FSG-Zentralbetriebsrat der Landeskrankenhäuser Vorarlberg und Vorsitzender der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft in Vorarlberg, ist einer der Unterzeichner.
Gegenüber den Vorarlberger Nachrichten sagt Steurer, dass es an Realitätsverweigerung grenze, wenn man den Personalmangel in Vorarlberger Spitälern nicht als dramatisch beurteilen würde. Er fordert weiters die Politik auf, endlich Maßnahmen zu ergreifen und die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Laut Steurer ist die knappe Personaldecke eine Verfehlung der vergangenen Jahre. Wenn Personalkräfte ausfallen oder nicht nachbesetzt werden können „wird es brenzlig“.
Auch die Unsicherheit bei der Dienstplanung spielt eine wichtige Rolle bei der Attraktivität eines Berufs und führt laut dem Zentralbetriebsrat bei vielen Mitarbeiter:innen zu Belastungen und zu Kündigungen.
„Alleine im LKH Feldkirch sind 60 Stellen unbesetzt. Das wiederum bedeutet, es gibt dutzende Betten, die nicht belegt werden können“, sagt Steurer weiter. Es reiche nicht mehr zu sagen, dass eine Notversorgung und dringliche medizinische Eingriffe sowieso gewährleistet seien.
Die Situation ist in allen Bundesländern angespannt. Einer Statistik aus 2021 zufolge belegten laut Steurer Vorarlberg und Burgenland bei nicht-medizinischem Personal pro 1000 Einwohner:innen aber den letzten Platz.
Seit Jahren mache man auf die Missstände aufmerksam. Um das Schlimmste abzufangen, brauche es vorrangig mehr Geld und Dienstplansicherheit.
Die Aussendung kannst du hier nachlesen.